Hände weg von OSKAR

Offener Brief an Amprion

Sehr geehrte Frau Bouillon,

Sie kennen OSKAR nicht? Wir haben am Donnerstag, dem 15.11. im Thomas-Morus-Haus in Neuss ausführlich über ihn gesprochen, ist er doch zur Zeit Amprions erste Wahl als Konverterstandort. Bei Amprion heißt die Fläche allerdings Osterath, obwohl sie nicht einmal zur Hälfte in Meerbusch liegt, wie der Regionalrat beanstandet hatte. Die Fläche umfasst nämlich auch einen Teil des Broicherfeldes, das rechts der Landstraße von Kaarst nach Osterath in Höhe des Abzweigs nach Willich auf Kaarster Gebiet liegt. Die Fa. Amprion hat dem Regionalrat signalisiert, sie sei für andere Bezeichnungen offen. Nun denn, nennen Sie bitte wie wir die Fläche „OSKAR“, wodurch die gemeinsame Betroffenheit der Osterather und Kaarster treffend zum Ausdruck kommt.

OSKAR ist als Konverterstandort absolut ungeeignet. Versuche, die Fläche schönzureden, wie wir sie bei der Veranstaltung in Neuss beobachten konnten, helfen nicht weiter. Die Fläche liegt wie auch die Dreiecksfläche viel zu nahe an der Wohnbebauung (lt. Standortgutachten Einzelbebauung 200 m, geschlossene Wohnbebauung 860 m). Der Flächenzuschnitt bietet nur wenige Möglichkeiten zur Anordnung eines konkreten Standorts. So kann lt. Gutachten ein maximaler Abstand zur Wohnbebauung von bestenfalls 220 m erreicht werden.

Zudem unterliegt OSKAR aus Gründen des Naturschutzes vielfältigen Restriktionen. So ist die gesamte Fläche im gültigen Regionalplan Düsseldorf als Regionaler Grünzug ausgewiesen. Regionale Grünzügige sind als Bestandteile des regionalen Freiraumsystems geschützt. Sie dienen zum Ausgleich für die dichte Bebauung in den Städten und müssen im Interesse der Gesundheit der Bürger erhalten bleiben. Deshalb sind alle Nutzungen und Planungen ausgeschlossen, die ihre Funktion als Freiflächen beeinträchtigen könnten. Erst recht darf auf einer solchen Fläche kein Konverter errichtet werden. Grade Kaarst als flächenmäßig kleinste Stadt mit den abgesehen von Neuss im Rheinkreis meisten Einwohnern ist auf seine Freiflächen dringend angewiesen. Die Stadt darf und wird sich auf eine Regionalplanänderung oder Zielabweichung nicht einlassen.

Damit nicht genug. Der Standort wird teilweise von einem Landschaftsschutzgebiet, der Hardt, überlagert und ist von Biotopen wie z.B. den Meerbuscher Seen, umgeben. Westlich und östlich des Standortbereichs erstrecken sich großflächige Bereiche zum Schutze der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung. Das Flora-Fauna-Habitat Schutzgebiet Ilvericher Altrheinschlinge ist nur 3 km entfernt.

OSKAR liegt zudem mitten in einem Wasserschutzgebiet. Es besteht Grundwasser- und Gewässerschutz. Im nordwestlichen Teil wird der Bereich von einem Wasserschutzgebiet der Zone IIIA (Osterath) überlagert. Das nächstgelegene Grundwasserschutzgebiet Zone I befindet sich in nur 90 m Entfernung! Ein weiteres Wasserschutzgebiet Zone II grenzt direkt nördlich an den Standortbereich. Auch wenn Amprion alles tut, um eine Verunreinigung des Grundwassers zu vermeiden: Bei einem Unfall, zu dem es immer kommen kann, ist alles möglich. Kondensatoren können explodieren, Konverter können abbrennen. So ist z.B. am 23. 03. 2014 der Konverter Borwin Alpha (Offshore Windpark Bard 1 in der Nordsee) während des normalen Betriebs aus technischen Gründen in Brand geraten. Selbst das Standortgutachten vermag eine Wassergefährdung nicht völlig auszuschließen.

Fazit: Die vielfältig geschützten Flächen zwischen Kaarst und Osterath müssen im Interesse und zum Schutz der Anwohner so wie sie sind erhalten bleiben und dürfen nicht durch den Konverter zerstört bzw. zum Industriegebiet umfunktioniert werden. Wir fordern Amprion nachdrücklich auf, andere Standorte, z.B. Frimmersdorf im Braunkohlegebiet, ernsthaft zu prüfen. Noch ist es Zeit, die Menschen mitzunehmen und eine einvernehmliche Lösung zu finden. Müssen erst die Gerichte entscheiden, verlieren alle. OSKAR hat dort, wo jeder wie auf hoher See in Gottes Hand ist, jedenfalls gute Chancen. Seinem Namen nach ist er derjenige, den Gott beschützt.

Mit freundlichen Grüßen

Jochen Thiel