Brief an Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling vom 28.10.2018

Sehr geehrter Herr Heveling,

als Bundestagsabgeordneter setzen Sie sich für die Lebensqualität der Menschen Ihres Wahlkreises ein. Dazu gehört auch Ihre Kritik am Vorgehen der Firma Amprion in der Erstellung von Gutachten zum Konverterstandort, die in der Rheinischen Post vom 26.10.2018 veröffentlicht wurde. Für Ihre offenen Worte und die klare Kritik am Verhalten der Firma Amprion möchte ich Ihnen danken. Auch unsere Bürgerinitiave „Kein Konverter in Kaarst und Neuss“ hat immer wieder die fehlende Transparenz und die wechselnden Kriterien von Amprion für die Wahl eines Konverterstandortes kritisiert. Hätte die Firma Amprion ihre ursprünglichen Kriterien stringent eingehalten, wäre einer der Standorte, der nun in zweiter Linie von Amprion favorisert wird, von vornherein für alle weiteren Betrachtungen ausgeschieden: die Dreiecksfläche in Kaarst. Da die Dreiecksfläche in Kaarst für die Auskiesung (Gewinnung oberflächennaher Bodenschätze) festgelegt ist, hätte sie überhaupt nicht in die Betrachtung einbezogen werden dürfen. Auch dieses Vorgehen illustriert eindrucksvoll die fehlende Glaubwürdigkeit des Vorgehens der Firma Amprion.

Aus Sicht unserer Bürgerinitiative sind die von der Firma Amprion favorisierten Standorte – Osterath bzw.die Dreiecksfläche – gleichermaßen ungeeignet, da in unmittelbarer Nähe beider Standorte Menschen wohnen, und der Abstand zur Bebauung nur 400 bzw. 500 Meter beträgt.

Völlig intransparent und somit befremdlich bleibt auch, warum die Firma Amprion als Tochter-Konzern des RWE sich beharrlich weigert, einen Standort im Braunkohlegebiet zu wählen, obwohl entsprechende Flächen zur Verfügung stehen und im Besitz von RWE sind. Hier sind sämtliche Kriterien eines Konverterstandortes erfüllt, und Menschen wohnen nicht in unmittelbarer Nähe. Stattdessen ist der Presse zu entnehmen, daß im Braunkohlegebiet ein außerordentlich umfangreiches Logistikzentrum entstehen soll. Dies weckt die Vermutung, daß hier ein potentieller erheblicher Profit, den ein „XXL“-Logistikzentrum abwirft, wesentlich attraktiver ist als ein Konverterstandort, der weder Gewinn abwirft noch Arbeitsplätze schafft. Ich frage mich deshalb mit großer Besorgnis, ob ein solches Profitdenken zu Lasten von Bürgern akzeptabel ist. In einem solchen Szenario würde Bürgern eine erhebliche Belastung zugemutet, deren Risiken in allen Konsequenzen überhaupt nicht abschätzbar sind, da keinerlei Erfahrungen mit einem Konverter dieser Größenordnung vorliegen. Dies ist insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache pikant, daß eine sinnvolle Alternative eines Konverterstandortes im Braunkohlegebiet existiert.

Aus den dargelegten Gründen möchte ich Sie bitten, Ihr Engagement in Fragen des Konverterstandortes zu präzisieren und generell gegen einen Konverter an den von Amprion favorisierten Standorten in Kaarst und Osterath einzutreten und sich stattdessen für einen Standort im Braunkohlegebiet zu engagieren. Damit setzen Sie sich für Bürger ein, die – vor allem in Kaarst – bereits jetzt erheblichen Belastungen durch massiv gesteigerte Flugbewegungen in der Einflugschneise des Flughafens Düsseldorf, zwei intensiv befahrene Autobahnen mit einem großen Autobahnkreuz sowie Bahnverkehr ausgesetzt sind. Die Gesamtemission für die Bürger in Kaarst ist bereits jetzt sehr hoch und darf nicht noch durch einen Konverter gesteigert werden, welcher weitere kostbare Fläche, die den Bürgern langfristig als Naherholungsgebiet wertvolle Erholung schenken kann, vernichtet!

Deshalb bitte ich Sie, sich als Regionalpolitiker in diesem erweiterten Sinn für die Bürger der Stadt Kaarst einzusetzen und die politischen Bemühungen für einen Konverterstandort fern von Wohnräumen zu unterstützen.

Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Martina Deckert

Für die Bürgerinitiative „Kein Konverter in Kaarst und Neuss“

Kaarst, den 28.10.2018