Antworten zu: Ihre Meinung zum Stromnetzausbau im Niederrhein

…wie Sie den Netzausbau in Kaarst und im Niederrhein wahrnehmen?

Grundsätzlich ist der Netzausbau zu befürworten. Um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten muss nicht nur in die Zukunft geplant, sondern auch viel investiert werden. Leider kommen der Ausbau und diese Erkenntnis der Netzbetreiber aus meiner Sicht viel zu spät, dies hätte schon vor einigen Jahren erfolgen müssen und nicht erst darauf zu warten. Dass ein Gesetzt dies verlangt.

Was läuft Ihrer Meinung nach gut?

Als gut ist aus meiner Sicht einzig und alleine die Tatsache zu bewerten, dass überhaupt etwas passiert.

 

Welche Probleme nehmen Sie wahr und was könnte verbessert werden?

Leider wird es wiedermal versäumt konsequent neue Wege zu beschreiten. Man könnte jetzt sagen, „Ja die HGÜ-Leitungen beschreiten doch diese Wege“, nein machen sie leider nicht. Hier hat die Lobby der Stromindustrie mal wiedergewonnen und es wird mit Volldampf in eine Richtung marschiert die sowohl von der aktuellen Gesetzeslage (EnEV – Energiestandards) als auch dem aktuellen Stand der Technik völlig überholt wurde. Es wird doch schon jetzt viel Zuviel Energie aus privaten und teilweise auch gewerblichen Bereichen erzeugt der den Einspeisern einen nicht unerheblichen Geldsegen beschert. Es gibt sogar Zeiten in denen dieser aus erneuerbaren Energiequellen geernteter Strom den Bedarf mehr als deckt und eine Vergütung per Gesetzt vorgeschrieben trotzdem erfolgen muss. Hier wäre es doch eine mehr als logische Konsequenz in die Forschung zu investieren, die sich mit der Speicherung dieser „überschüssigen“ Energie beschäftigt. Aus meiner Sicht wäre eine denkbare Lösung alte Kohlestollen als Pumpspeicherkraftwerke zu nutzen. Der Kohleabbau ist jahrzehntelang subventioniert worden und da wäre es mehr recht als schlecht – Stollen einfach zu fluten –über eine innovative Lösung nachzudenken. Wir sind ein Hochtechnologieland und ich erwarte es eigentlich von unseren Politikern und Verantwortlichen in der Stromindustrie sich mit solchen Themen auseinander zu setzten.

Kommen wir noch mal zur HGÜ-Technik zurück, diese ist mit Sicherheit zukunftsweisend, aber in Ländern die große Distanzen zwischen Energieerzeugung und Energieverbraucher überbrücken muss. Wird hier nicht möglicherweise in ein Pilotprojekt investiert was hier mehr oder weniger zu Lasten der Bevölkerung getestet wird um diese Technik dann später durch vielleicht deutsche Firmen in anderen Ländern zu vermarkten. Soweit ja auch löblich, aber wo werden denn die einzelnen Komponenten die für diese Technik erforderlich sind produziert? Hier in Deutschland?

Was ich nach wie vor vermisse ist eine absolute Transparenz in der gesamten Thematik. Ja man gibt sich von Seiten der Regierung – in Form der Bundesnetzagentur und in Form des Bürgerdialoges Stromnetz – redlich Mühe Transparenz in den Verfahren zu vermitteln. Wenn ich jedoch in einem Fernsehinterview von einem Vertreter von Amprion in Bezug auf den Konverterstandort höre, „…wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und das Grundstück gekauft…“, dann frage ich mich mit welcher Selbstverständlichkeit und Arroganz geht ein solche Unternehmen eigentlich an ein Projekt mit solcher Tragweite heran? Kann sich jetzt jeder in Deutschland Grundstücke kaufen und dann von den Entscheidungsträgern erwarten, dass seine Interessen dort gefälligst umzusetzen sind? Die betroffenen Bürger werden aus meiner Sicht nicht ernst genommen und werden gerade auch mit solchen Aussagen gegenüber der restlichen Bevölkerung als Quertreiber dargestellt, ohne die berechtigten Ängste und Sorgen zu berücksichtigen.

 

Wie schätzen Sie die Stimmung der Bürger zum Stromnetzausbau ein?

In weiten, sogar größten, Teilen der Bevölkerung wird der Stromnetzausbau sehr positiv bewertet, ebenso wie die „Energiewende“ an sich auch, so lange die Strommasten, Kraftwerke, Braunkohleabbaugebiete und in Zukunft auch Konverter weit genug weg sind. Die meisten Leute interessiert es nicht ob andere Bürgerinnen und Bürger über Gebühr belastet werden, solange sie selbst ihre Vorteile daraus ziehen können. Viele fragen sich jedoch, warum wird in allen anderen Bundesländern Erdkabel realisiert nur im bevölkerungsreichsten Bundesland nicht?

 

 

Fotos sind hier verfügbar von unserer Fahrrad-Sternfahrt

http://www.keinkonverterkaarstneuss.de/impressionen-von-der-fahrradsternfahrt-am-18-09-2016/

 

 

Im Auftrag der Bürgerinitiative kein Doppelkonverter in Kaarst und Neuss

Guido Otterbein

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